Marathon

16.7.2012 Havellauf:

Gestern, 9 Uhr am Sonntag ab "Flensburger Löwen" am Wannsee einmal hin, einmal her die 13,7 km zum Havellauf, eine Tortur. Die ich locker beginne. Aber immer im Begriff, nicht zu schnell zu laufen, während mich viele überholen - nicht in der alten Taktik, mich schnelleren, rund laufenden Sportlern anzuschließen, wenn ich kann. Da ich mich wieder geschickt vorne reingestellt habe um keine Langsamen auf dem relativ schmalen und mitunter unebenen Weg entlang dem Ufer vor mir zu haben, die ich überholen muss, die mich eventuell mental einschränken.

Eigentlich dachte ich, da ich seit wohl fünf Wochen bei Kieser-Krafttraining mache:"et jeht". Aber der Rücken rebelliert nach etwa fünf Kilometern. Jedoch, ich habe keine Schmerzen, also keinen Grund aufzugeben. Vom Wegesrand her wenig Beifall, auch meine Freundin hat gekniffen, wegen Parkplatznot an Start und Ziel. Und dann erwartet uns Regen, der, als Möglichkeit angekündigt, ausbleibt, aber dann die letzten Läufer schließlich trifft.
Ich laufe 1:24 - also genau nach meiner Annahme, dass ich zwischen 1:15 und 1:30 ("schlimmstenfalls") laufe, aber erhofft habe ich mir ja eine Zeit unter 60 Minuten! Doch die Bodenbeschaffenheit grässlich, fast unter Cross-Bedingungen. Jeder Laufschritt ist im Körper zu spüren.
Unter den Letzten "der Älteste": mein Laufvater Werner. Vom dem ich nach dem Rennen ins komisch blasierten Hotel "Sanssouci" eingeladen bin, zu einigen Leuten aus einem Sportverein. Allesamt Finishern des Havellaufs. Ein Grund also, durchzulaufen, gnadenlos.

Eintrag zum "Asics Grand 10 Berlin", 12.10.2008

Ab Charlottenburger Schloss die 10 Kilometer ohne Schwierigkeiten losgelaufen, an den schnelleren Läufern vor mir orientiert. Und doch die Qual des Anfangs, den Rhythmus finden. Ab ca. zwanzig Minuten läuft es wie geschmiert, die Siegessäule vor Augen. Dann nach rechts, das Feld nun recht auseinandergezogen, den Tiergarten entlang.
Nur in der Enge mitten im Zoo - den Durchlauf hier hat man wohl werbewirksam inszenieren wollen. Aber der Läufer sieht wirklich keine Tiere. Da achteten die meisten von uns darauf, keinen auf die Füße zu treten und aus der kurvigen Enge recht schnell wieder rauszukommen. Auf die lange, lange Kantstraße dann gelaufen bis nach irgendwo. Da feuern uns nur einige Fotografen an und das Klatschen, Rufe der Zuschauer, entlang unserer langen Läuferschlange. Ratschen, Tuten; ich laufe schneller, um dem Krawall auszuweichen. Mein automatisches Laufen setzt nur dann wieder ein, wenn ich locker lasse - bis rechts hinten da, da rechts in die Kurve. Das Schloss vorne in der Ferne erwarte ich, dichte Zuschauermengen jetzt, sich schlängelnde Straße. Schließlich die lange Schlussssequenz, da überholen einige noch kreuz und quer, dann der Endspurt. Start und Ziel. Musik, Radau um uns herum, man schiebt sich nur vorwärts.
Und im Internet werd ich sehen, wen alles von den Besseren, meinen trainierten Vorbildern (Ernst und Michael z. B.), ich mit 45:12:10 nicht nur um Sekunden (Waaahnsinn!) hinter mir gelassen habe. Mit der Zukunft vor Augen: die "25 Kilometer durch Berlin", im Dezember die 20 km im "Plänterwald", im April den "Berlin-Halbmarathon" laufen - zum Teil mit der gleichen Strecke von heute im Programm.

Ein Bericht

Marathon-Medaille Beim Halbmarathon im Norden von Berlin - eigentlich mein Lieblingshalbmarathon, von der Strecke her, von den Teilnehmern her, passierte mir Folgendes; ich schrieb es einem Läufer, der wegen Krankheit zu Hause bleiben musste, am Tag danach:

Der Wettkampf, lief, wie ich Dir am Telefon schon anklingen ließ, nicht so gut für mich ab. Ich finde jetzt erst dazu Worte. Hab einiges in mein Lauftagebuch von gestern zur inneren Lage z. B. ab Kilometer 10 notiert. Wo es auf der langen Asphaltgeraden der Holzhauser Straße ganz ganz lange weitergeht, Du ahnst es nicht, wie der Straßenbelag sich kilometerweit streckt - man kann es nur ahnen, wie man irgendwo auf kleineren Straßen, auch Gärten entlang, zum Park, zum See kreuz und quer, und bis über die Borsigwerke hinaus irgendwo, irgendwann zur Holzhauser Straße zurückrennt, zu Start und Ziel. Was da einem Läufer durch den Kopf geht, der noch über die Hälfte irgendwie langzuflitzen vor sich hat. Aber ich merke, ich schaffe es nicht; zumindest zu meinen minimalen Zeitvorstellungen. Und da half mir nur runterschalten - und nur nicht an Gehen denken. Nicht einen Schritt! Und nicht neben Läufern sich aufhalten, die neben dir Stöhnen und Keuchen. Wenn schon nicht weiter vorne mit vorbildlicheren Läufern, dann eben allein das ertragen.

Und grad sehe ich zufällig, dass mein Laufvorbild vor 4/5 Jahren, Laufveranstalter und Freund S. über (!) 20 Minuten länger brauchte. Was muss dem passiert sein gestern. Damals rannte er, nur mit mir alleine, mal 30 Kilometer von Alt-Wittnau durch den Wald und entlang dem See nach Tegel-Ort hin, und wieder zurück. Und da, auf den letzten zwei Kilometern, hat er vorsichtig gefragt, ob ich es jetzt nicht sein lassen möchte. Ich? ich gab aber nicht klein bei, sondern schüttelte tapfer den Kopf, sah es als Dank an, dass er mit mir lief, als Pflicht, jetzt nicht einzuknicken. Und ich ging, während er auf die andre Seite rüber nach Hause lief, so aufrecht wie möglich zur nächsten Busstation. Jedoch total weich in den Knien, schaffte ich es nur noch langsam gehend, Meter um Meter, kaum zur Busstation, da rechts am Straßenrand. (Ich hatte noch nicht die Erfahrung: Wenn Du den Laufrhythmus aufgibst, und gehst, kommt dein Körper ganz durcheinander, blockiert irgendwie, find ich).

Jedoch die nächsten Halbmarathons dann schaffe ich in 1.52 - 1.54; (gestern nur in 2.02) - die nächsten zwei Marathons leider nur 4.0 (und nie unter 4!). Die ich wenigstens bis zum Ziel durchgelaufen bin!!
Aber auch S. kam jetzt später an? Was war ihm passiert?

Wie ich gestern bei Kilometer 10 und 11 plötzlich ganz müde und schwach in den Beinen wurde, keine Automatik der Bewegungsabläufe nach einer halben, etwa dreiviertel Stunde sich einstellte, so dass ich am Ende mir die Laufschritte zum Ziel vorstellen, planen musste: ach diese Katastrophe dachte, denke ich, sollte einmalig bleiben - hoffentlich (in der Gewissheit setzte ich mich auch nach der halben Strecke dieser Tortur aus - bin ja überhaupt kein Masochist, oder?). Denn ich möchte auch wieder mal nen Halbmarathon gut, sportlich, vielleicht schön, jedenfalls als Kür bestehen! Damit ich gesund und auch, wie man hier in Berlin sagt: helle bleibe.

Start-Nummer 811

Gert-Peter Merk Literarisches Männer- und Väterberatung Marathon

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